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Soligor C/D 2/135

Bei Soligor stand das Kürzel C/D für besonders hochwertige Objektive. Das C/D 2/135 fällt dabei in die Sparte der lichtstarken Festbrennweiten, vermutetes Baujahr meines 135er Anfang der 1960er (kein Multicoating).

Wir betrachten hier also ein Objektiv, dessen optische Berechnung aus den 1950ern stammt. Asphärisch geschliffene Gläser und exotischen Materialien mit ungewöhnlichem Brechungsverhältnis gab es so noch nicht und dieses Objektiv verfügt dann auch erwartungsgemäß nur über ein „single coating„.

Man sollte also an ein derartiges Objektiv nicht mit der Erwartung rangehen, dass man nun ein bei f:2 rattenscharfes Objektiv bekommt, möglichst bis in die Ecken rein, frei von CA, Vignettierung und andere optische Schwächen. Das bekommt man selbst bei modernen Objektiven dieser Kategorie (2/135) auch nur näherungsweise und dementsprechend teuer in den Griff.

Dieses Objektiv ist Streulicht empfindlich, die eingebaute Streulichtblende ist mit ihrem Auszug von einem Zentimeter ein Witz und eine Schraubgeli für das 77mm Filtergewinde mehr als Sinnvoll.

Bei Offenblende ist es auch kein Schärfewunder bis in die vignettierenden Ecken hinein (auch nicht in der Mitte) und je nach Licht und Objekt feiern die CAs fröhlich Sylvester.br> Also z.B. absolut nicht mit einem Leica Apo-Macro-Elmarit-R 1:2,8/100 zu vergleichen, wobei mir aber schon bewusst ist, dass ein derartiger Vergleich, milde ausgedrückt, unfair wäre.
Der Einsatzbereich ist auch ein anderer, ein 135mm/f2 ist etwas für Freistellungsfetischisten. Die Schärfentiefe ist noch mal schmaler. als bei einem "gängigen" 85mm/f1.4

Wobei das mit der Schärfe in der Mitte ja auch so eine Sache ist, die geringe Tiefenschärfe offenbart da jeden Fehlfokus und manche Unschärfe ist einfach nur daneben fokussiert, was bei modernen Kameras und ihren auf AF Objektive getrimmten Mattscheiben (Kein Schnittbildindikator, keine Mikroprismenring, Hauptsache hell) leicht passiert.
Dazu kommt dann noch, bei mir, nach vielen Hektolitern Kaffee und DZ Tabak und auch ein bisschen altersbedingt, lange Verschlußzeiten sind nicht mehr mein Ding und 1/250sek bei einem 135er sind für mich "lang"! Bei einigen der Bilder, die in 100% Ansicht unscharf erscheinen, liegt es also nicht am Objektiv. Wobei man aber nie die angedachte Betrachtungsgröße bzw. Ausbelichtungsformat aus den Augen verlieren sollte. Was bei 100% auf dem Monitor bedenklich aussieht, taugt in der Regel noch locker für eine 20x30 Bild im Fotobuch.

Dafür typisch für Objektive aus dem analogen Mittelalter, der lange Weg für die Scharfstellung, bei einer Naheinstellgrenze von ca 1,8 Metern auf Unendlich sind ca 270 Grad ausgesprochen großzügig und hilfreich.
Auch Randabschattungen sind nicht so ausgeprägt wie bei modernen Objektiven, es gab schliesslich nicht die Möglichkeiten mit negativer Vignette in der digitalen Bildbearbeitung die Ecken und Ränder hoch zu ziehen. Ein Feature das wohl in absehbarer Zeit direkt in die Kamera verlegt werden wird, schliesslich lässt sich so teures Glas, also Kosten, einsparen.

Also, das Objektiv ist offen weich, ein bisschen arm an Kontrast, ein bisschen zickig hinsichtlich Licht und CA .. aber man kann schön damit malen und das Bokeh gehört zur angenehmeren Sorte.

Die Bilder sind alle mit offener Blende, unbeschnitten, WB an meine (rot/grün blinden) Sehgewohnheiten angepasst, kaum nachgeschärft und teilweise in den Tiefen leicht entrauscht.

Eigentlich saß der Fokus, aber 1/125sec, Bewegungsunschärfe (verzittert).

ein kleines Bokehbeispiel (man beachte die Randabschattung ...)

und für die Pixelpeeper Beispiele für die Offenblendenschärfe, wenn man „trifft“, kann man mit der Auflösung leben, also ich zumindest.

Naheinstellgrenze