wtf.who.cares//blog

über den (meinen) Glauben

Ich bin Atheist. Manch einer erzählt über seinen steinigen Weg um sich vom Glauben zu lösen (auf FB gibt es da mehrere Gruppen zum Thema), die mentalen Schwierigkeiten die er/sie hatte, die Mühen sich der Welt des Rationalen zu öffnen, die 1000enden von Seiten die sie deswegen gelesen haben, etc, etc.

Ich gebe es zu, ich hatte es da einfach leichter, viel leichter, sozusagen intellektuell Anstrengungslos (aber nicht schmerzlos).

Bevor ich mir den christlichen Glauben aneignen konnte, so von wegen Sozialisation, hatte ich schon das Fundament dafür verloren. Ich war 5, mein Vater war gerade ein Jahr für die UNO im Kongo (Anfang der 60er) und wir wuchsen bei unserer Bäuerlichen Verwandtschaft in dem einzigen evangelischen Dorf zwischen lauter katholischen Nestern auf. Mehr vor sich hin ritualisierende Kirchgänger, als gläubige Christen. Der Glaube an sich hatte im Alltag wenig Raum, da war das Wetter wichtiger. Bauern halt, die fahren das Futter auch mal Sonntags in den Stall, wenn sich die Gewitterwolken zu fett machen, egal wie laut die Kirchenglocken zum Kirchgang bimmeln.

Und dann sah ich, daß die Erwachsenen uns belügen, der Nikolaus war mein Großonkel Karl, die Eier versteckte nicht der Osterhase sondern meine Oma und Tante ... und das hat gereicht für ein tiefgehendes Mißtrauen gegen alles, was einem die Erwachsenen so an Wahrheiten unterschieben wollen. Für kleine Kinder, bei denen magisches Denken noch zur Weltsicht gehört, kann das schon ein kleines Trauma sein. (Magische Denken ist auch ein gutes Fundament für jede, nicht nur religiöse, Indoktrination, nebenbei erwähnt.) Dazu entwickelte sich noch eine unersättliche Neugierde hinsichtlich dem "wie und warum funktioniert was", eine ausgeprägte Begabung für Zahlen und Naturwissenschaften (Ich konnte mit 5 schon lesen und beherrschte das Kopfrechnen mit +/- im kleinen Zahlenraum) Das Thema Religion(en) war ab da einfach uninteressant für mich, Märchen die einem die Erwachsenen erzählen. Unser Vater hatte mit Religion nichts mehr am Hut, er dampfte das auf einen Satz ein : Als im 2ten WK eine Mörsergranate die Innereien seines Schulfreundes über ihn verteilte, verlor er endgültig jeglichen Glauben an einen Gott (das zu dem von Gläubigen gerne kol­por­tie­rten "bei Lebensgefahr lernt der Atheist wieder glauben), aber er war ein sehr rational denkender Mensch und schon vorher auf dem Weg dorthin. Unsere Mutter zählte nicht in Glaubensfragen, sie war zu offensichtlich eine christliche Rosinenpickerin, die sich alles so hin drehte, wie es ihr gerade rein passte, darüber hinaus war sie absolut diskussionsuntauglich (fn bei absolut jedem Thema). Ich bin also Opfer meiner Sozialisation (bg) (wie jeder von uns) und bin vom magischen Denken eines Kindes ziemlich anstrengungslos in eine naturwissenschaftlich geprägte Weltsicht geglitten. Aber da ich auch gerne wissen wollte, warum Menschen so ticken, wie sie nun mal ticken (was auch seine Gründe jenseits der reinen Neugierde hatte), gehörte Geschichte, Philosophie, Psychologie und eben auch Theologische Literatur,ich habe also nicht nur die Bibel gelesen ;-} , zu meinen Interessengebieten, da war ich dann aber schon älter als 5 ;-} .

Disclaimer: ich führe keine Glaubensdiskussionen, absolute Zeitvergeudung.
Ich bin nicht missionierbar und mir selbst fehlt dazu jeglicher Hang. Man lernte dabei zwar Argumente und Spitzfindigkeiten auszutauschen, das schärft den Geist, aber da bei solchen Diskussionen nie einer den Standpunkt des Gegenüber übernahm, mehr als Duldung der Andersartigkeit war einfach nicht drin, einigt man sich irgendwann, manchmal auch nur mit sich selbst, das es jetzt reicht, mit dieser Form des intellektuellen Zeitvertreibs. Ich beendete diesen Zeitvertreib dann auch vor der Ableistung meines Wehrdienstes, was schon zielich lange her ist :-D