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Wie lange habe ich das schon nicht mehr gemacht

nachts/morgens um 3h am PC sitzen, laut Musik hören, sehr laut. Auf der Straße ist es nur gedämpft zu hören und die Nachbarn haben einen guten Schlaf.
Ich muss nicht um eine bestimmte Uhrzeit aufstehen, muss mich auch um niemanden kümmern.
Ich habe heute noch kein Geschirr gespült, das Bett ist seit Tagen ungemacht (macht nix, ich schlaf meistens auf der Couch im Wohnzimmer) und Wäsche waschen könnte ich allmählich auch mal, inzwischen ist ja genug zusammen um die Maschine voll zu bekommen.
Ich habe heute nichts getan, war nicht mal einkaufen. Ich lag 2 Stunden in der Badewanne, schlafend, mit kurzen Unterbrechungen um heißes Wasser nachlaufen zu lassen.

Keine Rücksichtname mehr nötig, niemand mehr da, ich bin alleine im Haus.

Ein Jahr lang Pflege, rund um die Uhr, alleine (von den 20 Minuten am Tag abgesehen, wenn der Pflegedienst vorbeikam).
Ein Jahr, in dem ich einen rigiden Zeitplan hatte, der absolut fremdbestimmt war, in dem ich nur funktionieren musste (und scheinbar möchten jetzt alle möglichen Erkrankungen das letzte Jahr nachholen)
Ein Jahr in dem ich das Haus nur zu bestimmten Zeiten und dann auch nur max. 2-3 Stunden verlassen konnte (immerhin werde ich inzwischen nicht mehr unruhig, wenn ich länger als 2 Stunden aus dem Haus bin).
Ein Jahr in dem es nicht um meine Lebensqualität ging, sondern um Ihre (meine Wahl, kein Mimimi).

Und jetzt, eigentlich mach ich so gut wie nichts!
Ja, es gibt noch ein paar Formalien, bürokratischer Kram, den ich zu erledigen habe (Testamentsabwicklung, Kündigungen, Umschreibungen, Hausverkauf …), aber irgendwann, in eher naher als ferner Zukunft, wird auch das abgewickelt sein.

Beliebte Therapeuten/Mediatoren Frage : was macht(e) das mit dir?
Ich weiß nicht, zu viel ?
Vieles von dem was ich früher tat, ist mir unwichtig geworden.
Vieles berührt mich einfach nicht mehr.
Ich hab mich verloren und fühle mich zu erschöpft, zu müde, zu träge um mich zu suchen.

Ein Metapher, eine Annäherung : Ich fühle mich wie ein alter Truck nach der Paris/Dackar, der niedrigtourig vor sich hin nagelt und egal in welche Richtung ich schaue, überall nur Wüste.
Irgendwann sollte ich wieder Fahrt aufnehmen, aber ich hab absolut keine Ahnung, in welche Richtung.
Nicht zu wissen wohin die Reise geht, ist jetzt nicht der Teil der mir Unbehagen bereitet.
Das bewegungslos im Leerlauf vor mich hin tuckern, heute schlimmer als in den ersten ein/zwei Wochen nach ihrem Tod, das beunruhigt mich.

natürlich sind da die Symptome einer Depression, auch wenn der Part mit „negative Stimmung und Gedanken“ so nicht zutreffend ist.Nur weil ich nicht Optimismus und Fröhlichkeit verbreite, weil Deutschland in den Krieg zieht, habe ich noch lange keine negativen Gedanken, es gab, gibt und wird geben, Dinge, die ich schon immer Scheiße fand. Ich bin kein Trauerkloß, der sich jetzt in eine Ecke verkriechen möchte. Mein mitunter Grenzgängige Humor ist auch nicht düsterer geworden … okay, er war auch schon immer ziemlich schwarz.
Gegen Depressionen gibt es sicher was von Ratiofarm … hat meine Hausärztin auch schon mal angedeutet.
Das wiederum ist nicht mein Ding. Da ich nicht suizidgefährdet bin, habe ich null Interesse daran meine Stimmung von außen nivellieren zu lassen.

sodele, das war jetzt genug Seelenstriptease und Unterhaltungswert für die anonyme, virtuelle Außenwelt

ps: ich bitte auf tröstende Mitleidsbekundungen zu verzichten, ich brauche keinen Trost und Mitleid (ich fühle mich nicht leidend!) schon gar nicht!