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soifz

Nach fast einem Jahr Palliativpflege geht es nun zu Ende, sie hat seit Monatsanfang nichts mehr gegessen und bekam seitdem nur noch ein paar Infusionen gegen Austrocknen. Morgens kommt der Pflegedienst für die Grundhygiene, einmal die Woche ruft der Mann von der Brückenpflege an um sich nach Ihrem und auch meinem Befinden zu erkundigen, aber weitergehende Hilfe kann er auch keine geben … okay, ein Schwätzchen tut ja auch ganz gut. Die Unterstützung der Sippe beschränkt sich, ach Schwamm drüber sonst müsst ich heulen.

Was draußen vor der Tür passiert, viele Fragen, wenig Antworten und das Fehlen von Betroffenheit, das macht mich zur Zeit aus. Wirklich überraschen tut mich da aber nichts. Daß es eines Tages mal diese Form der Völkerwanderung geben würded, thematisierte mein Vater ja schon in den 60/70ern (Kurzform: irgendwann werden die Ausgebeuteten aus ihren zerfallenden Staatsgebilden einfach der Spur ihrer Bodenschätze folgen und an unsere Tür klopfen). Lösungen dafür gibt es, in unserem realen wirtschaftlichen und politischen System, keine. Das System funktioniert eben nun mal auf der Grundlage von Ausbeutung.

Unser Wohlstand ist deren Armut. Das trifft innerhalb eines Landes auf die Verteilungshierarchie zu, ebenso auf die Verhältnisse zwischen den Ländern. Da kann man zwar ein bisschen dran rum flickschustern, die soziale Marktwirtschaft z.B. ging in die Richtung, aber nachhaltig war bisher noch keiner dieser „Reparaturversuche“.

Berührt mich alles aber nicht, ich werde in wenigen Tagen auf dem Friedhof stehen und Beileidsbekundungen für meine Mutter entgegennehmen, dabei auch eine Menge von Leuten, die sich während des letzten Jahres nicht haben blicken lassen.