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Orthografie und IQ (Spin)

Als begeisterter Profil Hopper – ich lese so ziemlich alles, was auf der Seite „neueste Blogs“ nicht schon auf der Übersichtsseite zu sehr abschreckend aussieht – „begegnen“ einem nicht nur dauernd irgendwelche Vielschreiber, wobei „schreiben“ ja eigentlich etwas ganz anderes ist, als irgendwelche youtube Links zu posten, oder stückchenweise die Sammlungen von Weisheiten jeglicher Religion und Philosophie im copy&paste Stil in die Weiten von Spin zu kübeln.
Also es gibt eine ziemlich beeindruckend große Mitgliedsgruppe, deren primäres Ziel wohl darin besteht, irgendwelche klugen Sprüche alter Männer (oder auch alter Frauen) immer und immer wieder durchzukauen und auf ihre Mitmenschen zu spucken.
Nein, die sind jetzt nicht Thema. Nicht weil sie es nicht wert wären (obwohl man auch darüber …aber die Begriffe Mensch und Wert verknüpfe ich eher ungerne, auch und weil das zu einer Grundsäule unserer Kultur gehört), sondern weil es mich z.Z. einfach nicht reizt, darüber weiter zu reflektieren. Und der Begriff reflektieren bringt mich schon zum eigentlichen Punkt.

Für mich immer ein Indiz für einen hohen Grad an unreflektiertem Denken, ein Zeichen dafür, dass wohl etwas von den fehlt, was gerade eingefordert wird, Sätze die man so oder in ähnlicher Form sehr oft lesen kann, altersunabhängig, bevorzugt bei Frauen. Frauen haben ja generell höhere Ansprüche an Männer, als umgekehrt ;-}

Ich freue mich auf interessante, intelligente Gespräche. Leute, welche in ihrem Profil schon tausende von Rechtschreibfehlern haben, dürfen sich gerne einen Duden kaufen und diesen lesen, bevor sie mit mir Kontakt aufnehmen.

Es ist ja normal, dass in unserer aktuellen Kultur die Form dem Inhalt vorgezogen wird, es grenzt aber schon an echte Dummheit, wenn man das Potential hinsichtlich „intelligenter Gespräche“ an der Rechtschreibung festtackert.
Mein bester Freund ist Legastheniker und seine Leseschwäche ist so ausgeprägt, daß ich ihm längere Texte manchmal lieber vorlese, als darauf zu warten, dass er sie selber gelesen hat. Wobei er aber gerne und viel liest (dauert eben länger). Seine Schulnoten sahen auch dementsprechend aus, immerhin hat es gereicht die Hauptschule erfolgreich abzuschliessen und eine Lehrstelle im Handwerk (dem mit dem goldenen Boden) zu ergattern.
Niemand, mit dem obige Damen Kontakt haben möchten … besser für sie. Wer weiß, ob sie ihm bei Diskussionen über Hegel und Kant überhaupt folgen könnten, oder ob ihr Allgemein und Grundlagenwissen in Geschichte und Politik überhaupt ausreichen würde um ein sinnvolles Gespräch über die aktuelle politische Wetterlage mit ihm führen zu können. Zugegeben, bei Themen die irgendwelche Nachmittagssendungen und Serien im VerblödungsTV der Privaten betreffen, schwächelt er … was mich aber weniger berührt, ich bin da auch uninformiert.

Ich mache mir über Orthografie wenig Gedanken, mein Einstieg in die Welt der DFÜ war, orthografisch betrachtet, noch geprägt durch die Benutzung eines 7BIT Ascii Zeichensatzes.
Also keine deutschen Umlaute, groß&Klein Schrift ersparte man sich auch, da kam es auf ein paar weitere Verstöße gegen irgendwelche Rechtschreibregeln auch nicht mehr an.
Machte auch nichts, man war Inhaltsorientiert und wenn man MITDENKT beim Gelesenen, also die Inhalte in ihrem Konsens sieht, dann verwirren einen Sätze wie „dicke sind gut zu vögeln“ überhaupt nicht, selbst wenn man das ck gegen gg und das V gegen ph austauscht. Niemand hatte ein Problem damit, den Gegenüber zu verstehen, man musste dafür trotzdem nicht gleich die Lesekompetenz erwarten, die Ulysses in einen flockig, locker, leicht lesbarem Unterhaltungsroman verwandelt
Rechtschreibtalibans hatten einen schweren Stand, da Hinweise auf die (fehlerhafte) Orthografie in der Regel ja auch erst kamen, wenn einem alle anderen Argumente ausgegangen waren. Dieser Zusammenhang war allgemein bekannt und man musste schon ziemlich Dumm sein, das Gefühl der Hilflosigkeit dem Anderen gegenüber ziemlich groß, um sich soweit zu entblöden.
Mal abgesehen davon, bei einem GESPRÄCH hört man keine Rechtschreibschwäche. Wer den "Dialog" also auf das rumgetippere beschränkt, der hat ganz andere Probleme, als die Rechtschreibkünste seines gegenüber, viel größere Probleme

Das Erfassen eines Zusammenhangs, der über mehrere Sätze und Zeilen geht, ist eine wesentlich kommunikative Grundlage, die in der Zeit von SMS und Twitter, bei der jüngeren Generation, ich sage es mal salopp, allmählich den Bach runtergeht.
Das Begreifen von Zusammenhängen ist eine viel wichtigere Kompetenz, als irgendwelche Regeln (die sich dann auch noch gleitend verändern, meine Mutter z.B. schreibt noch fließend in Sütterlin) zu verinnerlichen. Einen Zusammenhang zu verstehen hat sehr wenig damit zu tun, ob man in orthografisch perfekt in die Tastatur kloppen kann.

Wer will schon Kontakt mit jemandem, dessen Kernkompetenz Copy&Paste ist und zu dessen Primärer Erwartungen es gehört, daß man sich gegebenenfalls einen Duden zulegen soll (wo goggeln doch deutlich schneller ist, als blättern) … weil er unfähig ist Zusammenhänge zu erkennen, wenn man mal ein paar Buchstaben nicht dudengemäß unter gebracht hat.

Natürlich gibt es auch noch eine andere Seite. Es hat ein bisschen was mit Respekt zu tun, wenn man versucht seinen Text auch orthografisch sauber zu verpacken. Es spricht also wirklich nichts dagegen, während des Schreibens eine Rechtschreibkorrektur im Browser mitlaufen zu lassen. Bei mir hat das, bei diesem Text, ca 10 Fipptheler und ein paar meiner seit Jahrzehnten gehegten Lieblingsfehler verhindert.
*(sch** Wörterbuch, warum werden Zahlen im W0rt nicht als Fehler erkannt?)

Also ohne dieses Hilfsmittel wäre ich als Gesprächspartner für „intelligente Gespräche“, zumindest mit den entsprechenden Damen und ihren Ansprüchen, mangels orthografischer Perfektion, aus deren Sicht, einfach zu dumm

Irgendwie beunruhigt mich das jetzt überhaupt nicht